
09.10.2015
Theodor-Fischer-Preis 2015

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Preisverleihung im feierlichen Rahmen durch den Vorsitz des Architekten- und Ingenieurvereins und dem Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt.
Beurteilung der Jury:
Auf dem bestehenden Gelände eines Rohstoffhandels wurde der Neubau für ein Büro- und Betriebsgebäude errichtet. Der kompakte zwei-, teilweise dreigeschossige Baukörper wird strukturiert durch einen schmalen eingeschnittenen Innenhof, der zur Belichtung wie auch als Aufenthaltsbereich dient. Von außen ist das Gebäude eingehüllt in eine charakteristische, auf den Ort und den Rohstoffhandel Bezug nehmende Fassade aus Corten-Stahl.
Das Projekt weist eine bemerkenswert hohe Durcharbeitungsqualität der Architekten Schlicht und Lamprecht auf von der städtebaulichen Setzung auf dem Grundstück, über die Baukörperfigur, die innere Strukturierung, die Fassadengestaltung und -gliederung bis hin zu den Details des Innenausbaus. Entstanden sind dabei atmosphärisch dichte Räume, die die zunächst unwirtlich erscheinende Umgebung aus Schrottmaterial, Betriebsverkehr, Betriebsmaschinen und umgebenden Großindustrieflächen zu verwandeln vermögen.
Nach außen wird ein Zeichen über die Bedeutung guter Formgebung in der Arbeitswelt gesetzt, das identitätsbildend für Besucher und Mitarbeiter des Betriebes wirkt. Nach innen entstehen gut strukturierte, transparente Raumfolgen mit ruhigen Büroräumen und Rückzugsflächen, die einen Gegenpol zu Hektik und Lärm der Arbeitsumgebung anbieten. Die hohe Raumqualität der Innenräume kommt nicht nur den Büros der Firmenleitung des Familienbetriebs zugute sondern in gleichem Maße auch den Betriebsräumen der Mitarbeiter.
Für das Engagement zur hochwertigen Bauinvestition im betrieblichen Bereich, den Mut zur ungewöhnlichen aber schlüssigen Materialwahl und die Fürsorge zur Herstellung einer humanen Arbeitswelt ist die Leistung des Bauherrn besonders herauszustreichen.
In einer in der Regel durch wirtschaftliche Zwänge bestimmten Arbeitswelt stellt das Betriebsgebäude der Firma Lech ein herausragendes, vielschichtig überzeugendes und beispielgebendes Projekt dar. Eine häufig leider vernachlässigte Gebäudegattung wird hier zum Ausgangspunkt für ein gleichermaßen funktionelles wie poetisch schönes Haus.
Mit seiner Verwandlung eines „Un-Ortes“ in ein Stück Lebenswelt zeigen Architekten und Bauherr die Kraft und die Möglichkeiten von guter Architektur auf.
Das „Haus eines Schrotthändlers“ braucht keinen Vergleich mit der anspruchsvollen Architektur im Stadtgebiet zu scheuen.
Die Entscheidung des Preisgerichts zur den Auszeichnung mit dem Theodor Fischer Preis wurde einstimmig gefasst.
Fotos: Stefan Meyer, Martina Müller (2), Schlich Lamprecht Architekten